...Nachlese... III - Es bleibt eine zitternde Bebung...
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01/11/2007 - Köln (Germany) - Kölner Philharmonie - Ernesto Molinari (clarinet), Thomas Demenga (cello), WDR Simfonie Orchester Köln, Peter Rundel (conductor)
Recording
1 CD aeon, AE1754, ...Mais les images restent...
Aus Bebung - Assonance lll - ...mais les images restent... - ...Es bleibt eine zitternde Bebung... (Nachlese lll)
Ernesto Molinari (clarinet)
Thomas Demenga (cello)
Marino Formenti (piano)
WDR Sinfonieorchester
Peter Rundel (conductor)
"Musik existiert eigentlich nur im Konzert." Ein Komponist, der so denkt, steht vermutlich auch dem Abschluss eines eigenen Werkes kritisch gegenüber. Tatsächlich reklamiert Michael Jarrell schon seit dem Beginn seiner Werkserie Assonances in den frühen 80er Jahren für sich das Recht, eine Art öffentliches "Skizzenbuch" zu führen, mit dem er ein kompositorisches Problem von verschiedenen Seiten einkreist. Neben dieser (vorläufig) abgeschlossenen Serie verspürt Jarrell auch in jüngeren Stücken die Neigung, jene Alternativen voranzutreiben, die "baumartig", wie er sagt, er während des Schreibens verworfen hat, um sie in anderen Kontexten wieder aufleben zu sehen. Auch das neue Doppelkonzert für Klarinette und Violoncello steht in dieser Reihe.
Dessen Kern, Aus Bebung, entstammt seinerseits Bebung für Klarinette, Cello und Ensemble (beide 1995). Am Manuskript lässt sich noch ablesen, wie Jarrell den Notentext dieses Duos zerschnit ten, in eine neue Partitur eingefügt und darum herum ein orchestrales Nachbeben gelegt hat. Am Ursprung dieser drei Kompositionen steht - wie häufig bei Jarrell - die Beobachtung eines klanglichen Phänomens, das in der Umsetzung nicht nur im Detail wirkt, sondern auch die Großform prägt. Hier ist es die Technik der Bebung, ein durch Fingerdruck auf dem Clavichord erzeugbares, delikates Vibrato. Wie zwei gleich gestimmte Saiten versetzen sich Blas - und Streichinstrument beständig ins Schwingen, modulieren gegenseitig das Gespielte, so lyrisch wie virtuos. Mit einer Art Kadenz kann sich das Cello einmal freispielen, bevor es sich wieder im Nachklang der Klarinette einrichtet - wie eine von zwei Saiten, die einander nicht berühren und dennoch vom selben berührt sind.
Patrick Hahn
in Musik der Zeit, Double, WDR3